Annuitätendarlehen: Tilgung in gleichbleibenden Raten

Im Jahr 2019 wurden Kredite in der Höhe von 1.288,4 Milliarden Euro in Deutschland an Privatpersonen vergeben. Bei der Vergabe spielt die SCHUFA eine entscheidende Rolle: Die Wirtschaftsauskunftsdatei mit Sitz in Wiesbaden informiert Banken über die Kreditwürdigkeit von Interessenten.

 Die Nachfrage nach Krediten ist laut SCHUFA massiv gestiegen: Während es im Jahr 2011 12 Millionen Anfragen gab, waren es sieben Jahre später bereits 34,8 Millionen. Interessant ist auch die Summe der von 1991 bis Mitte 2020 vergebenen Wohnkredite: Sie beläuft sich auf 1,51 Billionen Euro. Beim überwiegenden Teil davon handelt es sich um Annuitätendarlehen. Bei dieser Art der Finanzierung zahlt der Kreditnehmer über die gesamte Laufzeit hinweg gleich hohe Raten zurück. Das verbessert die Planung und hilft dabei, auch über einen längeren Zeitraum hinweg den Überblick zu bewahren.

Worum es sich bei einem Annuitätendarlehen handelt

Im Prinzip setzt sich die Rate bei einem Annuitätendarlehen aus zwei Elementen zusammen: Mit den Zahlungen werden einerseits die Zinsen getilgt, andererseits wird die Kreditsumme selbst zurückbezahlt. Das Wort Annuität leitet sich vom lateinischen Wort „annus“ für Jahr ab. Die Raten werden jedoch nicht immer jährlich, sondern meistens monatlich zurückbezahlt.

Angeboten werden zwei Varianten: Unter der variablen Annuität versteht man einen wechselnden Zinssatz, der sich am aktuellen Leitzinssatz orientiert. Da sich dieser bereits seit Jahren auf historisch niedrigem Niveau bewegt, ist diese Variante momentan besonders günstig.

Wohnkredite werden jedoch oft auf Jahre oder sogar Jahrzehnte abgeschlossen, sollte es zu einem signifikanten Zinsanstieg kommen, wäre der variable Annuitätenkredit weniger günstig.

Aus diesem Grund entscheiden sich viele für einen festen Zinssatz: Dieser bleibt während der gesamten Laufzeit gleich. Anfangs werden bei der Bezahlung jeder Rate vorwiegend die Zinsen getilgt, im weiteren Verlauf steigt der Tilgungsanteil. Wann das Darlehen zurückgezahlt ist, legt der Tilgungsplan fest.

Ein einfaches Beispiel veranschaulicht das System: Angenommen Sie nehmen einen Kredit über 10.000 Euro auf und vereinbaren einen Zinssatz von 1 Prozent. Bei der ersten Rate beträgt der Zinsanteil 8,33 Euro, die Tilgung 163,37 Euro. Bei gleichbleibender Annuität von 171,70 Euro im Monat ist der Zinsanteil im dritten Monat bereits auf 8,06 Euro gesunken. Das Modell setzt sich weiter fort, bis Sie nach exakt 60 Monaten schuldenfrei sind. In der Regel handelt es sich beim Annuitätendarlehen um ein langfristiges Produkt: Laufzeiten von 10 oder 15 Jahren sind üblich, bei hohen Beträgen kann sie sogar 20 Jahre betragen.

Die Vorteile eines Annuitätendarlehens

Rund 70 Prozent aller Wohnkredite in Deutschland basieren auf einem Annuitätendarlehen. Besonders schätzen Versicherungsnehmer die Sicherheit bei der Planung. Sie kennen die Höhe der monatlichen Belastung genau. Vor der Vertragsunterzeichnungen lohnt sich eine detaillierte Gegenüberstellung aller Einnahmen und Ausgaben. Im Internet sind praktische Annuitätenrechner zu finden, die dabei unterstützen. Online können Einnahmen wie Gehalt, Alimente oder Einkünfte aus Vermietungen eingetragen werden.

Die Ausgaben zu eruieren ist eine schwierigere Aufgabe: Dazu zählen neben dem Aufwand für das Wohnen und Versicherungen auch Smartphones, Internet, Ausgaben für den Einkauf und das Auto, die Freizeitgestaltung und vieles mehr. Dazu kommt nach Abschluss des Kreditvertrages auch die Rate. Ein weiterer Grund dafür, dass sich viele für ein Annuitätendarlehen entscheiden ist das relativ geringe Risiko.

Der Finanzmarkt reagiert äußerst sensibel. Wirtschaftliche Probleme, bilaterale Spannungen oder Umweltkatastrophen können zu einem unvorhersehbaren Zinsanstieg führen. Bei einem Kredit mit einem fixen Zinsssatz hat der Leitzinssatz jedoch keine Auswirkungen auf die Rate. Egal wie sich der Kapitalmarkt entwickelt, die Belastung bleibt gleich.

Tipps für den Abschluss eines Annuitätendarlehens

Wer nach einer passenden Finanzierung für eine Eigentumswohnung, ein Haus oder eine andere große Investition sucht, vergleicht besser mehrere Angebote. Wichtig ist dabei, sich nicht nur auf den Zinssatz zu konzentrieren. Auch die Kontoführungsgebühren (mehr Informationen dazu) und Bearbeitungskosten unterscheiden sich bei den Banken zum Teil erheblich. Eine kleine Summe kann sich bei einer Laufzeit von 15 und mehr Jahren zur vermeidbaren Kostenfalle entwickeln.

Es lohnt sich außerdem die Konditionen für eine vorzeitige Rückzahlung in Erfahrung zu bringen. Für eine Berechnung der Rückzahlung lohnt sich die Verwendung eines Annuitätenrechners. Damit lassen sich die Kreditkosten unter Berücksichtigung der Zinsbindungsfrist im Vorfeld bestimmen. Während der Phase der Zinsfestschreibung kann der Vertrag nicht gekündigt werden. Erst nach 10 Jahren ist es möglich, den Kredit durch eine Einmalzahlung zu tilgen. Allerdings tritt selbst dabei eine lange Kündigungsfrist von sechs Monaten in Kraft.